Die 2012 NCAA-Meisterschaften im Schwimmen liegen hinter mir. Es war ein sehr ereignisreiches Event und sicher auch einer meiner intensivsten Wettkämpfe, die ich jemals geschwommen bin. Innerhalb von drei Tagen bin ich insgesamt zwölfmal ins Wasser gesprungen und habe meine Uni repräsentiert. Am Sonntag danach, wenn der Druck und das Adrenalin abgebaut sind, fühlt man zum ersten Mal, wie anstrengend dieser Wettkampf ist und wie sehr es an einem zehrt. Was auch der Grund für die kleine Verspätung der Erscheinung dieses Eintrags ist.
Ich würde die Meisterschaft für mit der Note „gut“ bewerten. Es ist nicht alles so gelaufen, wie ich es mir vorgenommen hatte, aber mein wichtigstes Ziel habe ich erreicht. Meine 200 Lagen am ersten Tag verliefen etwas enttäuschend, aber ich habe es mir nicht sehr zu Herzen genommen, schließlich wollte ich in keiner schlechten Stimmung sein, weil am zweiten Tag meine 200 Freistil auf dem Programm standen.
In einem sehr interessanten und spannenden Rennen bin ich sehr knapp in neuer Bestzeit und Schulrekord in 1:32,91 Minuten auf den zweiten Platz geschwommen. Ich habe den Sieg um lediglich vier Zehntelsekunden verpasst. Im ersten Augenblick war ich natürlich etwas enttäuscht, denn wer verliert schon gerne? Aber danach war ich sehr zufrieden mit meiner Zeit, und gute Rennen setzen wohl irgendwelche Glückshormone frei, sodass ich glücklich war trotz des zweiten Platzes. Meine neue Bestzeit wird in 1:47,4 Minuten auf die Langbahn umgerechnet. Bei manchen Typen hat diese Umrechung wenig Aussagekraft. Nichtsdestotrotz habe ich bei mir letztes Jahr festgestellt, dass sie auf mich fast exakt zutrifft. Diese Zeit gibt mir natürlich zusätzliche Motivation und Selbstvertrauen für meinen nächsten Langbahn-Wettkampf – die Olympia-Qualifikation in Berlin.
Am letzten Tag konnte ich über 100 Kraul ins B-Finale einziehen und somit noch ein bisschen für meine Uni punkten. In der abschließenden 4x100-Kraul-Staffel sind wir morgens die schnellste Zeit und neuen Schulrekord geschwommen. Wir wussten, dass wir eine gute Chance auf den Sieg haben, dass es aber auch sehr knapp werden würde. Letztlich haben nur sieben Zehntel zum Sieg und zwei Zehntel für den zweiten Platz gefehlt. Wir haben die Staffel mit dem dritten Platz abgeschlossen und konnten uns im Vergleich zum Morgen nicht mehr steigern.
In der 4x200-Kraul-Staffel, wo wir als Dritter angeschlagen hatten, wurden wir leider wegen mir disqualifiziert. Diesmal aber nicht wegen eines Frühstarts, sondern weil ich nach dem Anschlagen auf meiner Bahn (Bahn 2) unter der ersten Bahn durchgetaucht bin, um an der Beckenseite herauszuklettern. Laut NCAA ist das ein Verstoß gegen die Regeln und führt zur Disqualifikation. Ich war natürlich sehr aufgebracht, weil man es überall in der Welt nicht gerne sieht, wenn der Schwimmer über die Anschlagmatte klettert. Darum wird man auch immer vom Kampfrichter gebeten, über die Seite das Becken zu verlassen…
Das war zwar sehr schade, aber ich kannte dir Regel einfach nicht, und die Coaches hatten es auch nie für nötig gehalten, die ausländischen Schwimmer darauf hinzuweisen, weil sie davon ausgingen, dass jeder die Regel kennt.
Im Großen und Ganzen haben wir gezeigt, dass wir sehr viel Potenzial haben. Fünfmal sind wir nur hauchdünn am Sieg vorbeigeschwommen (50, 100, 200, 500 Freistil und in der 4x100-Freistil-Staffel). Wäre es anders ausgegangen, dann hätten wir sehr viel Bewunderung und Lob geerntet. Aber so wissen wir nur, was wir nächstes Jahr imstande sind zu leisten, und können es kaum erwarten, es allen zu zeigen.
Was mich persönlich noch sehr gefreut hat, ist, dass mein Freund aus Deutschland, Martin Grodzki, mit dem ich schon zusammen für die Junioren-Nationalmannschaft gestartet bin, eine tolle Leistung zeigen konnte. Er gewann die 500 und 1650 Freistil, wobei er im zweiten Rennen den ältesten NCAA-Rekord brach. Für Schwimmer ohne einen Bezug zur Yardsbahn bedeutet das vielleicht nicht so viel, doch diese Zeit sagt einiges über Martins Form aus. Immerhin ist zu beachten, dass noch nie ein Mensch schneller geschwommen ist als er. Leute wie Ous Mellouli oder Larson Janson haben sie schon die Zähne an diesem Rekord ausgebissen. Also noch mal herzlichen Glückwunsch, von mir, mach weiter so!
Für mich ging es am Montagmorgen wieder direkt ins Trainingsbecken. Leider habe ich keine Zeit für eine Verschnaufpause, denn die Olympia-Quali steht schon in knapp sechs Wochen vor der Tür, und bis dahin will ich mich noch steigern.
Danke für das Interesse vieler, die mich aus Deutschland aus für die College-Meisterschaften unterstützt haben. Ich lese gerne eure Nachrichten und freue mich über jede einzelne.
Viele Grüße
Dima