Montag, 26. September 2011

Ein Abschuss zum Abschluss

Hallo liebe Leser,

hier bin ich wieder mit einem kleinen Einblick in mein Studentenleben in Los Angeles.

Irgendwie gibt es von meiner Seite aus nicht viel zu erzählen, da ich im Augenblick nicht sehr viel unternehme. Die Uni und das intensive Training verlangen mir alles ab, sodass ich gar nicht die Zeit habe, etwas anderes zu machen. Und wenn es mal vorkommt, dass ich mir ein bisschen Zeit freischaufeln kann, dann nutze ich meistens die eine Stunde für ein kleines Nickerchen.

Seit Semesterbeginn habe ich sonntags mein Zimmer kaum verlassen, da ich an diesem Tag immer entweder lernen oder irgendwelche Aufsätze schreiben muss. Die Aufsätze nehmen die meiste Zeit in Anspruch. Ich wünschte, dass ich sie einfach auf Deutsch schreiben könnte. Es würde mich bestimmt nur ein Fünftel der Zeit kosten, und sie wären auch qualitativ viel besser.

Na ja, ich möchte mich hier aber nicht nur bei euch über mein zurzeit anstrengendes Leben ausheulen, sondern euch berichten was es Neues gibt.

Ich habe recht viel Spaß im Training. Vor allem das Krafttraining macht ziemlich viel Spaß, weil wir mit schweren Gewichten gearbeitet haben und man danach merkt, dass man wieder einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat. Und da mir, wie ihr sicher wisst, Krafttraining sowieso schon recht viel Spaß macht, verlasse ich den Kraftraum immer mit einem Lächeln.

Die Trainer haben mir zum ersten Mal an diesem Wochenende einen „Rekruten“ zugeteilt. Wir hatten schon wieder ein paar junge Schwimmer zu Besuch, und einer von ihnen schlief bei mir, und ich musste mich bisschen um ihn kümmern. Ich hoffe, ich konnte ihm einen guten Einblick in die USC verschaffen, und er kommt zu uns.

Freitagabend sind wir nach einem gemeinsamen Abendessen mit dem Team zum Strand gefahren. Bei einem gemütlichen Lagerfeuer konnten wir die Rekruten etwas in unser Team integrieren und sie ein wenig besser kennenlernen.

Der Samstag sollte ein sehr anstrengender Tag werden: Er begann wie üblich mit dem Training um 7.30 Uhr. Doch ungewöhnlicherweise endete er nicht um 9.30 Uhr, sondern um 10 Uhr. Dave hatte uns eine Serie hingeknallt, die gesessen hat. Völlig erschöpft ging es ohne Verschnaufpause direkt zum Paintball. Da ich das noch nie in meinem Leben gemacht habe, war ich ziemlich gespannt. Ich wurde in der ersten Runde schnell abgeschossen und musste dann warten, bis die nächste Runde losging. Für alle, die noch nie Paintball gespielt haben: Es gibt zwei Gruppen, und die spielen wie in einem Computerspiel gegeneinander. Ziel ist es, den gegnerischen Spieler anzuschießen, dann gilt er nämlich als tot und muss das Spielfeld verlassen. Selbst das Spielfeld erinnert mich an Computerspiele. Ausgebrannte Busse, eingefallene Mauern, Reifenstapel, Container und so weiter stehen herum und bieten Deckungsmöglichkeiten.

Nach einigen Runden hatte ich auch Blut geleckt und kam richtig auf Touren. Wenn man den Dreh raus hat, fängt das ganze taktische Kriegsspiel an, richtig Spaß zu machen.

Insbesondere die Aufregung und das Adrenalin machen süchtig und haben mich meine Müdigkeit vom Training komplett vergessen lassen. Wenn man einen Schuss abbekommt, dann tut das ziemlich weh und hinterlässt auch blaue Flecken, aber das würde ich gerne wieder in Kauf nehmen. Am Abend war ich so geschafft, dass ich einfach eingepennt bin. Ein schöner Abschluss einer guten Woche.

Bis zum nächsten Mal

Euer Dima

Montag, 19. September 2011

Cardinal Triumphiert Über Gold

Hallo Leute,

hier bin ich wieder mit meinem wöchentlichen Tagebucheintrag, der euch immer auf den neuesten Stand über mein Leben als „Student-Athlete“ an der University of Southern California in LA bringt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die vergangene Woche in jeder Hinsicht eine sehr produktive war. In der Uni läuft es bei mir ganz gut im Moment, und nächste Woche schreibe ich schon meine ersten Halbjahresexamen.

Was den Sport angeht, so kann ich regelrecht spüren, wie ich nach jeder Kraft- oder Schwimmeinheit besser werde und mir wieder meine alte Form antrainiere. Natürlich möchte ich mein altes Trainingsniveau überbieten, aber dafür muss ich erst einmal mein alte Form erreichen. Dies braucht etwas Zeit, denn in der Sommerpause geht einiges an Ausdauer und Geschwindigkeit verloren.

Die Wochen vergehen schon wieder wie im Flug, darum empfinde ich es auch als enorm wichtig, in jedem Training hundert Prozent zu geben. Jede Woche, jeder Tag, jede Einheit, sogar jede Aufgabe, jeder Startsprung und jede Wende zählt. Ich bin froh, dass die Coaches, und besonders unser Krafttrainer, uns so erziehen, bis wir es verinnerlicht haben und jeden Tag mit unserem Ziel vor Augen ins Training kommen.

Dieses Wochenende war das erste, an dem wir neue Rekruten bei uns willkommenheißen durften. Talentierte Schwimmerinnen und Schwimmer, die sich im letzten High-School-Jahr befinden, fahren in der Regel an zwei bis vier Universitäten, wo sie sich über die Arbeit dort informieren können. Unsere Aufgabe ist es, ihnen alles zu zeigen und ihre Fragen zu beantworten. Wir bringen ihnen das Schwimmprogramm näher und laden sie ein, uns auf unserem Weg an die Spitze zu begleiten. Die Entscheidung, ob sie es wollen oder nicht, treffen sie dann meistens noch in diesem Jahr.

Am Freitag hatten wir einen kleinen internen Wettkampf, der mit einer Vereinsmeisterschaft zu vergleichen ist. Die Teams wurden wie bei einem Fußballspiel unter Freunden von den Kapitänen gewählt, und dann wurde um die Wette geschwommen. Eingeläutet wird der Wettkampf mit der traditionellen „Lane-Line-Relay“. Bei dieser Staffel schnappt sich jedes Team eine 50 Meter „Wellen-Killer-Leine“ (ziemlich schwer!) und rennt eine Runde um den Campus. Die Siegerstaffel bekommt Punkte, die in Gesamtwertung des Wettkampfs eingerechnet werden.

Nach meiner Niederlage im vorigen Jahr konnte ich diesmal in einer sehr knappen Entscheidung mit meinem „Cardinal“ Team über das Team „Gold“ (Cardinal ist Rot; das sind die Farben von USC) triumphieren. Im Großen und Ganzen ist es eine ziemlich lustige, aber auch ziemlich anstrengende Veranstaltung, da man bis zu fünf Starts innerhalb von anderthalb Stunden hat. In Kombination mit der sehr intensiven Krafteinheit am Morgen habe ich mich anschließend schon ziemlich kaputt und ausgepowert gefühlt. Nichtsdestotrotz liebe ich solche Events, vor allem weil sie den Team- und Kampfgeist stärken und ein sehr gutes Training sind.

Am Samstag war ich wieder mit meinem Team und den Rekruten beim Footballspiel, das viel interessanter und spaßiger ist, wenn USC mit vielen Touchdowns Vorsprung gewinnt…

Damit war’s das auch von dieser Woche. Bis zum nächsten Mal.

Euer Dima

P.S.: Übrigens habe ich jetzt das tägliche Tweeten für mich entdeckt. Ich hatte auch schon zuvor Twitter, doch leider nie regelmäßig davon Gebrauch gemacht. Folgt mir einfach auf Twitter und erfahrt „große“ Kleinigkeiten J aus meinem Alltag, die ich nicht immer in meinen Blogeinträgen erwähne. Diese Woche wären es zum Beispiel ein paar Tweets darüber, wie meine Mitbewohner und ich die Wohnung gestrichen haben.

Also folgt mir und bleibt immer up-to-date!


Unsere Flurwand mit dem Trojanerkopf als USC-Mskottchen

Montag, 12. September 2011

Ehre im Doppelpack

Hallo, liebe Leser,

nach dieser vergangenen Woche habe ich gemerkt, dass ich sehr gut mit meinem Stundenplan in der Uni zurechtkomme. Ich bin froh, dass ich mich für zwei komplett freie und zwei komplett volle Tage entschieden habe.


Das Training wurde merklich intensiviert; wir trainieren jetzt genau so viel, wie in einer durchschnittlichen Woche. Am Anfang tat ich mich etwas schwer, mit allen mitzuhalten, da jeder mit einer unterschiedlichen Form in die neue Saison startet. Aber zum Ende der Woche war ich froh, von mir behaupten zu dürfen, dass ich wieder in guter Verfassung bin, und ich fühle, dass es schnell bergauf geht.

Heute ist 9/11, aber eigentlich merke ich nicht viel davon. Immerhin sind seit dem Terroranschlag in New York zehn Jahre vergangen, und ich hatte mir vorgestellt, dass Leute darüber reden würden oder man vielleicht irgendwelche Märsche von Menschenmassen auf den Straßen sehen würde. Doch es scheint ein ganz normaler Sommersonntag für die Amerikaner zu sein, und die Laune ist auch die übliche. Ich kann mir vorstellen, dass die Gefühle an der Ostküste oder besonders in New York die Menschen mehr überkommen als an der Westküste, aber vielleicht bekomme ich auch nicht so viel mit, weil ich so ziemlich den ganzen Tag bei meinem Freund Clement, der vor einiger Zeit nach Downtown LA gezogen ist, verbringe.

Gestern fanden die „Alumni Relays“ (Ehemaligenstaffel) statt, wobei die Schwimmer der früheren Generationen zu uns kommen und gegen die aktuellen Jahrgänge die 4x50-Freistil- und Lagenstaffel schwimmen. Dabei bekommen die Absolventen pro vergangenes Jahr seit ihrem Uni-Abschluss eine Sekunde Vorsprung. Eine Aktion, die ziemlich Spaß macht und die jungen Schwimmer der älteren Generation etwas näherbringt. Dabei ist sehr schön zu sehen, dass die Ehemaligen nach denselben Traditionen fragen, die wir immer noch in der Mannschaft haben. Da sieht man einfach, was für eine Geschichte so ein Schwimmteam mit sich bringt, und wie viele Leute das geprägt haben.

Anschließend wurden die aktuellen Schwimmer und Turmspringer im Rahmen eines Lunch Buffets für ihre Leistungen in der letzten Saison geehrt. Ich bekam unter anderem den Preis des besten Freshman.

Eine große Überraschung für mich war es, als auf einmal Björn Zikarsky, der auch an der USC studiert und geschwommen ist, am Beckenrand stand. Er kam extra aus Sydney für einen Tag nach LA geflogen, um bei den Staffeln und der Ehrung dabei zu sein. Für diejenigen, die Björn nicht kennen: Er schwamm für den Würzburg 05 (der Verein, für den auch ich anderthalb Jahre aktiv war, bevor ich nach Mainz kam) und gewann bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 die Bronzemedaille mit der 4x100-Meter-Freistilstaffel.

Wir hatten ein nettes Gespräch, und er hat mir noch ein paar Tipps gegeben.

Danach ging ich mit allen Schwimmern zum zweiten Heimspiel unserer Footballmannschaft. Es ist immer wieder ein Erlebnis, in einem Stadion mit 80.000 Leuten zu sein – besonders, wenn wir gewinnen.

Damit verabschiede ich mich auch schon von euch und wünsche einen guten Start in die Woche

Liebe Grüße

Euer Dima



Björn Zikarsky und Ich bei der Sportlererhrung

Montag, 5. September 2011

Teambonding auf Catalina Island

Hi Leute,

ich hoffe, ihr hattet ein genau so schönes Wochenende wie ich, denn meines war toll.

Wie vorige Woche schon kurz erwähnt, sind wir am Freitag zum Campen nach Catalina Island gefahren (später mehr zur Insel). Da wir voriges Jahr in Santa Barbara im Rahmen unseres Teambuildungs waren, ist diese Abwechslung sehr gut gelungen.

Wir sind freitags mit der Fähre von Long Beach zirka eine Stunde nach Catalina Island gefahren und hatten eigentlich den ganzen Tag zur freien Verfügung. Nachdem wir unser Camp eingerichtet hatten, gingen wir runter an die Strandpromenade, um alles etwas besser kennenzulernen. Neben Beachvolleyball, planschen im Ozean und chillen auf einer kleinen schwimmenden Plattform haben wir tagsüber nicht viel gemacht. Was mir besonders gefallen hat, ist, dass fast das gesamt Team es irgendwie schaffte, zusammen sehr viel Spaß zu haben und dafür eigentlich nicht mehr als eine kleine schwimmende Plattform brauchte J.

Zur tollen Stimmung trug bei, dass sich nicht, wie gewöhnlich, wenn man mit einer großen Gruppe unterwegs ist, kleine Grüppchen gebildet haben, sondern alle zusammen eine tolle Zeit verbracht haben. Am Abend nach dem gemeinsamen Essen saßen wir noch ein bisschen zusammen am Feuer und erzählen, um besonders die Freshman besser in die Gruppe zu integrieren. Gegen 22 Uhr wurde geschlafen, denn der Samstag sollte ein langer werden.

6.30 Uhr aufgestanden, kurz einen Powerriegel gefrühstückt, und los ging’s. „Wandern“, nur diesmal nicht so extrem wie beim letzten Mal, als es eher Freeclimbing war, aber trotzdem habe ich so meine Probleme, die Aktion „wandern“ zu nennen. Stellt euch einfach eine Skipiste mit dem Schwierigkeitsgrad schwarz vor, auf der statt Schnee nur Steine, Sand und Asche zu sehen sind. Das Ganze bis zum Gipfel und wieder runter. Sicherlich reicht euer Vorstellungsvermögen auch so weit, dass ihr euch denken könnt, wie steinhart meine Waden danach waren. Cool war es, dass uns auf unserem Weg nach oben ein Reh mit Höchstgeschwindigkeit entgegenkam und den Berg hinuntersprintete, als ob es ein Gespenst gesehen hätte. Ein Glück, dass es niemanden von uns mitgerissen hat.

Damit war der Tag aber noch nicht vorbei. Aus den Bergen ging es zum Strand (natürlich waren wir die ganzen zwei Tage nur zu Fuß unterwegs, und unser Camp war bei den Bergen). Am Strand wurde wieder eine kleine Freiwassereinheit geschoben mit, wie kann es auch anders sein, einem Wettrennen. Es war etwa 11 Uhr, und der Tag wurde uns zur freien Gestaltung freigegeben. Ich habe ich mit fast allen Jungs und ein paar Mädels ein Kajak gemietet, und dann sind wir ein bisschen um die Insel gepaddelt. Unser Ziel war ein ungefähr zwölf Meter hoher Felsen, der aus dem Wasser ragt. Für die einen ist es einfach ein Felsen, für andere ein Ersatz für einen Sprungturm J.

Nach so viel Sport war ein kleines Nickerchen am Strand genau richtig, um die Akkus für den Abend wieder aufzuladen.

Abends mussten die Freshman traditionellerweise einen Sketch aufführen und sich zum Affen machen. Anschließend wurde es ernst, als der Coach anfing, über die kommende Saison zu reden und jeder seine persönlichen Ziele und Erwartungen an seine Teamkollegen nennen musste.

Außerdem sollte der „Wandertrip“ zum Gipfel des Berges eine Metapher für die Saison sein. Der Coach könnte von uns nicht etwas verlangen, was er selbst nicht erfüllen kann, deshalb quälte auch er sich an seinem 53. Geburtstag den Gipfel hinauf und das sogar in einer ziemlich beachtenswerten Zeit. Übertragen steht die Metapher dafür, dass der Coach jeden Tag hundert Prozent geben wird, um uns beim Besserwerden zu unterstützen und im Gegenzug auch von uns hundert Prozent bei allem, was wir tun, erwartet.

Catalina Island erinnert mich ein bisschen an eine spanische Urlaubsinsel. Sie ist zwar nur eine Stunde weg von einer der größten Städte der USA, aber dort herrscht eine totale Urlaubsstimmung. Bars, Restaurants, Freizeitaktivitäten und eine klasse Strandpromenade sorgen für das ultimative Urlaubsflair.

In einem Satz: Das Wochenende war ein totaler Erfolg, und ich bin sehr froh, dass ich dabei sein durfte.

Bis zur nächsten Woche, in der es wieder viel zu erzählen geben wird

Euer Dima