Montag, 28. November 2011

Sonnenbrille und Flipflops sind genug

Die vergangene Woche stand komplett im Schatten des traditionellen Thanksgivingfestes. Am Donnerstag wurde so gut wie in jeder amerikanischen Familie das Fest gefeiert und darum hatten wir auch von Mittwoche bis Freitag keine Uni.

Ursprünglich wollte ich erst nach San Diego fahren, um dort mit ein paar meiner Teamkollegen die Zeit zu verbringen, doch dann kam wirklich viel Arbeit auf mich zu, und ich musste leider passen. Ich habe praktisch die zwei Tage nur am PC verbracht und an meinen Hausarbeiten gearbeitet.

Nun bin ich ziemlich froh, dass ich das so gemacht habe, denn ich konnte am Wochenende einfach nur die Beine hochlegen und gut entspannen, bevor wir uns dann am Dienstag auf den Weg nach Texas machen.

Außerdem habe ich die beiden „Football“-Spiele genießen können, die mich interessierten. Erst konnte die USC-Mannschaft am Samstagabend die Rivalen von UCLA im letzten Spiel der Saison auf sensationelle Art und Weise blamieren, indem sie 50:0 gewann! Und am Sonntagmorgen konnte ich zu einem wunderbaren Bundesligaspiel zwischen Mainz 05 und dem FC Bayern München aufwachen. Mittlerweile kann man schon behaupten, dass es immer wieder ein Genuss ist, die 05er gegen die Bayern siegen zu sehen – das ist ja jetzt schon zum dritten Mal vorgekommen. Nach dem Mainzer 3:2-Sieg konnte mein Tag schließlich beginnen.

An diesem Tag habe ich wieder realisiert, wie glücklich ich bin, dass ich die Chance habe, in Los Angeles zu sein, denn das Wetter war einfach traumhaft. Bei sonnigen 26 Grad konnte ich viele meiner Teamkollegen am Pool treffen, die wie ich ein bisschen locker schwimmen waren. Anschließend noch ein bisschen dehnen in der Sonne, damit man schön braun beim Wettkampf ankommt J. An solche einfachen Momente wird man sich noch länger erinnern. Vor allem weiß ich das Wetter zu schätzen, weil ich gesehen habe, wie die Zuschauer im Mainzer Stadion mit dicken Jacken und roten Nasen gesessen haben (und Fastnacht ist ja schließlich noch nicht…).

Wie schon erwähnt, fliegen wir am Dienstag nach Austin, Texas zu unserem Wettkampf-Höhepunkt. Dave, mein Trainer, hat mich für die 100, 200 und 500 Yards Kraul, 200 Yards Lagen und 100 Yards Brust gemeldet. Sehr wahrscheinlich werde ich noch in den fünf Staffeln eingesetzt, was die drei Wettkampftage zu einem ziemlich anstrengenden Programm machen wird. Ich sehe es als eine Herausforderung, wenn ich die Chance bekomme, ans Äußerste zu gehen und meinem Körper alles abzuverlangen. Es wird auf jeden Fall eine gutes Härtetraining, körperlich wie auch mental. Ich freue mich schon riesig auf nächste Woche und hoffe, dass auch alle meine Teamkollegen gute Leistungen erbringen können.

Im nächsten Post werde ich sehr wahrscheinlich über den Wettkampf berichten. Außerdem werde ich versuchen, euch via Twitter und Facebook up to date zu halten. Also folgt mir und seid bestens informiert!

Beste Grüße aus LA

Dima

Dienstag, 22. November 2011

Videospiele beim Tapern

Hallo Sportsfreunde,

ich hoffe euch geht’s gut, denn mir geht es super. Die beste Zeit, die ein Schwimmer haben kann, hat bei uns angefangen – das Tapern. Es sind jetzt noch anderthalb Wochen bis zu unserem letzten Höhepunkt in diesem Jahr. Wir werden in Texas mit vielen anderen sehr guten Universitäten schwimmen. Die meisten werden versuchen, sich schon dort mit Topzeiten für die NCAA-Meisterschaft im März zu qualifizieren, deswegen stellen wir uns alle auf Höchstleistung ein. Diesmal werden auch wir mit Jammer an den Start gehen, sodass wir nicht mehr unseren Konkurrenten gegenüber benachteiligt sind. Auch Arizona (gegen die wir vor einer Woche verloren haben) wird da sein, und dann wird noch mal bei gleichen Bedingungen neu entschieden, wer die bessere Mannschaft ist.

Nächste Woche Donnerstag ist Thanksgiving. Das bedeutet für mich, da ich keine emotionalen Verbindungen zu diesem Feiertag habe: keine Uni von Mittwoch bis Freitag. Wir werden auch kein Training am Donnerstag und Freitagmorgen haben, sodass viele nach Hause gehen können und die Gelegenheit bekommen, sich noch ein bisschen auszuruhen, bevor es dann am drauffolgenden Dienstag nach Texas geht.

Ich muss noch einiges für die Uni machen bevor ich dann zum Wettkampf abreise, da kommen die freien Tage sehr gelegen. Übrigens ist das auch die letzte Woche vor der Prüfungsphase. Das heißt, es finden keine regulären Vorlesungen mehr statt, sondern die Studenten kommen nur noch zu den Prüfungen.

Das Wetter in LA war am Wochenende leider grau und trüb. Darum habe ich mich mal ausnahmsweise überhaupt nicht um meinen Uni-Kram gekümmert, sondern fast nur Videospiele gespielt und Filme geguckt. Ich war nie der größte Videospieler, aber seit ich in Amerika bin, beschäftige ich mich in meiner Freizeit öfter damit als in Deutschland. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit meinen Freunden zusammenwohne und es dann gleich doppelt so viel Spaß macht. Ein anderer Grund ist bestimmt, dass wir nicht auf einem Fernseher, sondern über einen Projektor auf einer riesigen Leinwand spielen. Call of Duty: MW3 und Fifa 2012 sind die zwei Spiele, die ich momentan bevorzuge.

Ich finde, Videospiele sind eine gute Beschäftigung während der Taperphase. Beim Tapern hat man immer sehr viel Energie und kann sich manchmal kaum im Zaum halten, weil man diese Energie irgendwie ablassen muss. Natürlich ist der Sinn dieser Phase, dass man die Energie sammelt und dann zum richtigen Zeitpunkt ablässt – und da kommen die Videospiele ins Spiel. Anstatt sich irgendwie körperlich zu betätigen und irgendetwas Dummes anzustellen, wobei man sich am Ende noch verletzen könnte, bieten Videospiele eine gute Möglichkeit, sich abzulenken und die Zeit totzuschlagen.

Diese Woche starten die Deutsche Meisterschaften auf der kurzen Bahn, und ich werde dort, schon im zweiten Jahr hintereinander, nicht mitschwimmen. Ich finde es zwar schade, da ich diese Veranstaltung wirklich sehr mag und es unglaublich viel Spaß macht dort anzutreten, doch leider passt es nicht in die Planung. Ich kann es kaum erwarten, wieder auf einer Meter-Kurzbahn zu schwimmen, da diese der Yards-Kurzbahn sehr ähnlich ist und ich mir sicher bin, dass ich meine Zeiten um einiges steigern kann. Ich würde wirklich gerne ein paar Stationen des Weltcups im nächsten Jahr mitmachen. Ich hoffe, dass ich meinen Coach dazu überreden kann, mich dort schwimmen zu lassen.

Aber bis dahin ist ja noch Zeit, und ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf den Wettkampf in Texas.

Liebe Grüße

Dima

Montag, 14. November 2011

Erfolgreiche Generalprobe

Hi,

ich sitze gerade im Flugzeug auf dem Weg zurück nach LA. Das gesamte Team ist am Freitag nach Tuscon/Arizona geflogen, um gegen das dortige College anzutreten.

Im Endergebnis haben wir verloren. Aber Arizona hat, wie im letzten Jahr, Jammer getragen, und wir sind nur in Badehose an den Start gegangen. Mit meinen persönlichen Zeiten und den Leistungen meiner Teamkollegen bin ich sehr zufrieden.

Mein erster Start war der Einsatz in der 200-Yards-Lagenstaffel. Ich bin über die Bruststrecke ins Wasser gesprungen und habe nach guten 24,7 Sekunden an meinen Kollegen Chase Bloch übergeben. Danach stand die Strecke an, auf die ich mich ganz besonders konzentriere: die 200 Yards Freistil. Es war ein gutes Rennen, und mit einer 1:36,8 Minute bin ich wieder der schnellste Schwimmer aller Colleges in dieser Saison und bin auch sehr zufrieden mit der Zeit. Und besonders gut fühlt man sich, wenn man gegen Leute gewinnt, die einen Vorteil (den Jammer) haben. Voriges Jahr bei diesem Wettkampf bin ich eine 1:38,6 geschwommen – eine Steigerung von fast 2 Sekunden ist absolut ein Schritt in die richtige Richtung.

Als dritte Strecke hatten mich die Coaches für 100 Yards eingeteilt. Auch eine Strecke, die ich letztes Jahr in Tuscon geschwommen bin, und auch auf dieser Strecke habe ich mich wieder gesteigert. 2010 hatte ich 45,6 Sekunden benötigt, diesmal 44,85 Sekunden.

Zum Schluss bin ich dann noch als letzter Mann in der finalen 4x100-Kraulstaffel ins Wasser gegangen. 44,3 Sekunden mit einem fliegenden Start sind vergleichbar mit meinem Einzelstart und waren ein guter Abschluss.

Am Samstag kamen wir nach einer zweistündigen Busfahrt in Tempe an und schwammen gegen das dortige College. Das Programm war fast identisch mit dem vom Freitag. Ich wollte unbedingt wieder die 200 Freistil schwimmen, weil ich noch schneller sein wollte als am Tag zu vor. Ich bin engagierter angegangen, aber habe dies dann auch leider auf den letzten Metern gemerkt. Nach 1:36,9 Minuten habe ich angeschlagen und war damit eine Zehntelsekunde langsamer als in Tuscon.

Die 200 Yards Lagen waren meine zweite Strecke, die ich in 1:50,5 Minuten gewinnen konnte. Zu Lagen habe ich nicht viel zu sagen, da ich es so gut wie kaum mehr trainiere. Ich habe aber während des Rennens gemerkt, dass es mir immer noch Spaß macht und ich noch einiges an Potenzial habe auf dieser Strecke. Zusätzlich wurde ich noch in der 4x50-Yards-Kraul- und der Lagenstaffel (Brust) eingesetzt. Auch diese Staffeln konnten wir gewinnen und entschieden letztlich das Duell für uns.

Im Allgemeinen war ich sehr zufrieden mit meinen Leistungen, vor allem über die 200 Yards Freistil. Das viele Training mit den besten 200-Freistilschwimmern der Welt scheint sich bemerkbar zu machen. Dennoch gibt es noch viele Sachen, an denen ich arbeiten kann und die ich verbessern muss, wenn ich am Ende der Saison um die vorderen Plätze mitschwimmen will.

Das Wochenende war eine gelungene Generalprobe für unseren Höhepunkt Anfang Dezember – die NCAA-Meisterschaften in Texas, zu denen die besten Colleges erwartet werden. Auch wir werden dort antreten – diesmal mit Jammer.

Aber jetzt muss ich erst einmal meinen akademischen Pflichten nachkommen und einiges für die Uni tun.

Viele Grüße gehen raus aus den USA nach Deutschland

Dima


Ein Teambild vom Wochenende (leider nicht die beste Quali)

Montag, 7. November 2011

Sehr Lustig Mama!

Hallo Deutschland,


damit ihr von mir im Winter nicht nur hört, wie toll das Wetter bei mir in LA ist, fange ich mit den Wetternachrichten an. Leider war diese Woche in dieser Beziehung die schlechteste, die ich bis jetzt hier erlebt habe. Nachts wurde es bis 7 Grad Celsius kalt, es wurde stetig schlechter – bis es am Sonntag fast den ganzen Tag geregnet hat und ziemlich kalt war. Da ich das Haus schon um 5.45 Uhr verlasse um zum Training zu fahren, erwische ich noch meistens den kältesten Moment in der Nacht. Also bin ich gezwungen, in Handschuhen und Mütze auf meinem Fahrrad zum Training zu fahren.

Ich hoffe, ich habe euch jetzt ein bisschen Stoff zur Schadenfreude gegeben, denn jetzt geht’s bergauf: Mittags wird es immer noch so warm und sonnig, dass ich in einem T-Shirt ins Schwitzen komme und eine Sonnenbrille tragen muss.


Ich wollte schon vor einigen Wochen erwähnen, dass wir jetzt bei unserem Training nebenher Musik laufen haben. Wir haben eine große Musikbox, die dann auf volle Lautstärke gestellt wird und das ganze 50 Meter Becken (Querbahnen, weil wir in Yards trainieren) unterhält. Jeder kann seinen iPod einfach anstecken, und dann wird trainiert. Ich muss feststellen, dass es die Laune des ganzen Teams beim Training sehr steigert und bei harten Serien zusätzlich motiviert. Also Daumen hoch und ein dickes „like“ für unsere Musikbox.


Wie man an diesem Wochenende oft lesen konnte, ist der ehemalige australische Schwimmchampion Ian Thorpe wieder ins Wettkampfbecken gestiegen. Die Zuschauer beim Weltcup in Singapur konnten die Premiere seines Comebacks verfolgen. Die von ihm geschwommenen Zeiten über seine Nebenstrecken sind zwar eher ernüchternd, aber ich bin mir mehr als sicher, dass ein Profi wie er sicher weiß, was er tut, und bestimmt noch die ein oder andere Schippe drauflegen kann. Wirklich kommentieren kann ich seine Leistungen erst, wenn ich ihn selbst habe schwimmen sehen; nur dann kann man einschätzen, wie sehr er sich anstrengt und wie das Gesamtbild seines Schwimmens aussieht. Ich glaube allerdings, dass es angesichts der sehr starken Australier eine ziemlich große Herausforderung für Ian Thorpe sein wird, sich für das Olympiateam im nächsten Jahr zu qualifizieren. Ich bin auf alles Fälle gespannt, was seine Entwicklung angeht, aber konzentriere mich mehr auf meine, da diese mir persönlich wichtiger ist. Ich habe es nur für wichtig empfunden, ein solch großes Ereignis in meinen Sport zu erwähnen.


Einen tollen Scherz hat sich meine Mutter am Sonntag mit mir erlaubt. Als ich aufgewacht bin, habe ich gesehen, dass sie Kinderbilder von mir auf Facebook gepostet hat. Innerhalb kurzer Zeit hat es dann die Runde in meinem Team gemacht und alle hatten am Frühstückstisch was zu lachen. Also wirklich Mama, wie soll ich denn bitte die NCAA-Meisterschaft gewinnen, wenn meine Konkurrenten das sehen? Die verlieren doch jeglichen Respekt vor mir! Naja es sei dir verziehen, laut meinen Freunden habe ich mich überhaupt nicht verändert. Vielleicht merken’s die Konkurrenten ja gar nicht, hehehe.


Damit verabschiede ich mich von euch und grüße meine liebe Mama


Dima



Das ist eins der Bilder