Dimitri Colupaev, Junioren Weltmeister im Schwimmen, bloggt aus Los Angeles.
Foto: Eckhard Krumpholz
Montag, 28. März 2011
Siebter Platz für USC
Wow, wo fange ich am besten an? Die College-Saison ist jetzt vorbei, und sie ging so unheimlich schnell rum. Ich kann mich noch ganz genau an das erste Training erinnern, und jetzt sind es nur noch drei weitere „erste“ Trainingseinheiten.
Die Nationale College-Meisterschaft war ein rundum sehr guter Wettkampf für mich, aber auch für meine Universität. Wir sind am Montag in Minneapolis angekommen und hatten somit drei Tage, um uns an die kleine Zeitverschiebung anzupassen. Wir haben ein bisschen Zeit in der „Mall of America“ verbracht. Die erste und größte Shopping Mall in America hat mit unzähligen Shops, Restaurants, Kino und sogar Achterbahnen eine Menge zu bieten. Einfach verrückt, auf was für Ideen man kommt, nur um Menschen anzulocken.
Ehe ich mich versah, war es schon Donnerstag, und ich stand vor dem Startblock und blickte meinem ersten Start, den 200 Yards Lagen, entgegen. Es war eigentlich ein gutes Rennen für mich, doch leider habe ich ein paar Wenden in den Sand gesetzt und deshalb das Finale verpasst. In 1:45,86 Minute konnte ich jedoch meine bisherige Bestzeit um eine halbe Sekunde unterboten. Und dass ich trotz einiger Fehler eine neue Bestzeit geschwommen war, machte mich für die folgenden Starts selbstbewusst, denn anscheinend war ich in besserer Verfassung als zwei Wochen zuvor bei den Pac10’s.
Leider hatte ich am Nachmittag kein Rennen mehr, also musste ich nur zugucken. Es ist kein schönes Gefühl, wenn man auf der Bank sitzt und hilflos anschauen muss, wie andere Unis Punkte sammeln. Das Prinzip des NCAA-Wettkampfe ist, dass man sich morgens in den Vorläufen entweder ins A- oder B-Finale schwimmt und dort nachmittags Punkte sammelt. Der Sieger des A-Finales bekommt 20 Punkte, die nächstplatzierten entsprechend weniger. Staffeln punkten doppelt. Darum ist es so wichtig, das Finale zu erreichen – selbst wenn man im Endlauf viel langsamer schwimmt als am Vormittag, sind schon einmal Punkte sicher.
Freitags standen für mich die 200 Yards Freistil auf dem Programm. Ich bin selbstbewusst ins Rennen gegangen, erzielte mit 1:33,56 eine sehr gute neue Bestzeit und zog als Viertschnellster ins A-Finale ein. Im Finale war ich noch eine Zehntelsekunde schneller als im Vorlauf und wurde mit dieser Zeit Sechster. Zum dritten Platz haben mir nur drei Zehntel gefehlt – halb so schlimm, weil ich mich sehr über diese Zeit freue. Umgerechnet bedeuten 1:33,46 eine 1:48,0 auf der Langbahn (meine Bestzeit ist 1:49,79).
Am Ende des Finallabschnittes fand um 21.40 Uhr noch die 4x200-Kraul-Staffel statt. Wir belegten in 6:17,56 den dritten Platz, wobei ich als dritter Starter eine 1:33,16 schwamm. Dies war der härteste Tag für mich, da ich dreimal 200 Yards Kraul geschwommen bin und mich jedes Mal ein bisschen gesteigert habe.
Am Samstag hatte ich dann schon gar keine Zweifel mehr an meiner Form. Ich bin selbstbewusst in meine 100 Kraul gegangen und konnte in einem der ersten Vorläufe eine 43,10 vorlegen. Für mich bedeutete das eine Verbesserung um sechs Zehntel, was trotzdem leider nur zu 17. Platz gereicht hat; ein Ausschwimmen für das Finale verpasste ich um drei Hundertstel, was selbst im Schwimmsport ein Wimpernschlag ist.
Damit war der Wettkampf für mich aber noch nicht beendet, denn die 4x100-Kraul-Staffel stand als letztes Rennen auf dem Plan. In den Vorläufen konnten wir uns, in neuem Schulrekord vom 2:50,86 Minuten, den dritten Platz sichern. Dabei bin ich als zweiter Schwimmer eine 42,20 geschwommen, womit ich sogar etwas zufriedener war als mit meiner individuellen Leistung. Samstagnacht um 21.30 Uhr gelang es der USC-Staffel, in einem spannenden Finale den dritten Platz zu bestätigen. Den Schulrekord haben wir auf 2:50,34 Minuten verbessert. Ich bin dabei als „Anchor“ (vierter Starter) wieder eine 42,20 geschwommen und war mit meiner persönlichen und der Staffelleistung sehr zufrieden.
Vor der Staffel lagen wir in der Gesamtwertung punktgleich mit Virginia auf dem siebten Platz. Deren Staffel ist im Finale neben uns geschwommen, und weil wir sie hinter uns gelassen haben, beendeten wir die NCAAs als alleiniger Siebter mit ein paar Punkten Vorsprung. Voriges Jahr war die USC Elfter, sodass wir diesmal einen echten Sprung nach vorne gemacht haben.
Mein Fazit: Die NCAAs sind ein sehr intensiver Wettkampf, der verlangt, dass man in den Vorläufen sogar schneller schwimmt als im Finale. Der Wettkampf startet immer sehr spät (12 Uhr Vorläufe, 19 Uhr Finals). Es gibt viele Schwimmer auf sehr hohem Niveau, und vor allem ist die Dichte in den einzelnen Wettbewerben sehr groß. Das bedeutet, dass sich innerhalb von drei Zehntelsekunden acht Schwimmer tummeln und das gesamte B-Finale über 200 Lagen füllen können. Es war eine sehr gute Erfahrung für mich und eine super Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften im Mai/Juni.
Außerdem haben mir meine Zeiten Selbstvertrauen für die Langbahn gegeben. Ich weiß jetzt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Die NCAAs sind grundsätzlich mehr auf die Gesamtleistung des Teams ausgerichtet als auf die individuelle Leistung. Dies bedeutet, dass man eine ausgeglichene Mannschaft mit vielen guten Individuen braucht. Ich bin sicher, dass die USC auf dem richtigen Weg ist und freue mich schon darauf, in den kommenden Jahren mein College weiterhin auf diesem Event zu repräsentieren.
Wie es jetzt für mich weiter geht? Schaut einfach mal nächste Woche wieder rein.
Euer Dima aus dem Flugzeug nach Los Angeles
Montag, 21. März 2011
Schlafen, shoppen, Filme gucken
Hallo an alle,
während so gut wie alle Studenten in den Vereinigten Staaten die Ferien in Mexico beim Partymachen, in den Bergen beim Skifahren oder einfach nur zu Hause relaxen verbracht haben, mussten die Schwimmer im Training bleiben und ihre Energie für die NCAAs in der nächsten Woche schonen. Es war echt krass. Die ganze Uni war so gut wie tot. Man hat kaum andere Athleten gesehen, geschweige denn normale Studenten. Leider waren auch beide Kantinen geschlossen, sodass ich entweder was kochen musste oder, wie es überwiegend der Fall war, irgendwo essen gegangen bin. Da ich aber etwas Gewicht verlieren konnte, hatte das Ganze natürlich auch etwas Gutes.
Das Training/Tapern hatte sehr viel Spaß gemacht. Aufgrund der Tatsache, dass einerseits das Wetter mit über 30° Celsius immer hammermäßig war und wir im Freibad trainieren konnten und andererseits ich mich von Tag zu Tag immer besser gefühlt habe. Außerdem kommt noch hinzu, dass ich immer sehr viel Schlaf bekommen habe und mich sehr gut ausruhen konnte.
Was man mit so viel Zeit anfängt? Man geht zum Strand, geht shoppen an der 3rd street in Santa Monica, spielt Videospiele, verbringt einen gemütlichen Abend beim Grillen mit seinen Freunden, schaut sich Filme an und vor allem schläft man viel und lange.
Am Donnerstag kam das Päckchen von Skins mit meiner Kompressionskleidung, die mir hilft, bei Wettkämpfen und im Training schneller zu regenerieren. Also steht jetzt einem guten Wettkampf nichts mehr im Wege. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an den Kompressionskleidungshersteller Skins.
Viel mehr gibt es leider nicht zu erzählen von dieser Woche. Meine Tasche habe ich soeben gepackt, und alles steht zur Abfahrt bereit. Wir fahren morgen schon los und haben dann noch drei Tage bis zum Auftakt der NCAAs, um uns an die Zeitdifferenz von drei Stunden anzupassen. Unsere Mädchen sind heute von ihren Wettkämpfen zurückgekommen. Sie haben mit guten Leistungen überzeugt und einen tollen dritten Platz belegt.
Also wünscht uns viel Glück. Ihr hört von mir nächsten Montag. Ich werde alle meine Zeiten über Twitter posten, also könnt ihr einfach links von diesem Beitrag gucken und euch auf dem Laufenden halten.
Liebe Grüße
Dima
Sonntag, 13. März 2011
Pre Spring Break
Hi,
In der Woche nach den Pac-10-Meisterschaften musste ich mich verstärkt auf die Uni konzentrieren, weil ein paar Examen und Facharbeiten auf dem Programm standen. Ich bin sicher, dass es ziemlich gut gelaufen ist, und jetzt bin ich erst einmal froh, dass die ganze Uni-Arbeit fürs Erste vorbei ist. Das Training wird jetzt natürlich immer stärker reduziert, da die NCAA näherrücken und in anderthalb Woche in Minnesota stattfinden.
Am Samstag war das Training so, wie ich es noch nie erlebt habe: Es waren insgesamt 24 Olympioniken gleichzeitig im Wasser und haben zusammen trainiert. Die Trainingsgruppe war so groß, weil diesmal viele Schwimmstars, die sich oft kurzfristig hier zusammenfinden, alle gleichzeitig eingetroffen sind. Stars wie Ryan Lochte oder aber auch der schon zurückgetretene Lenny Krayzelburg mögen es, unter meinem Trainer Dave Salo ihre Bahnen zu ziehen.
Ihr hattet vorige Woche Fastnacht, und bei uns ist nächste Woche Spring Break, was mir sagt, dass es doch einen Gott gibt, der für Gerechtigkeit sorgt J. Aufgrund der Ferien ist der komplette Campus leer. Alle Studenten sind entweder nach Mexiko, zum Skifahren oder nach Hause gefahren. Nur das Schwimmteam wegen des Trainings über die Ferien bleiben, und da die Mädchen ihre NCAA schon nächste Woche haben, ist das Team recht klein. Außerdem sind auch alle Jungs weg, die keine NCAA-Pflichtzeit haben, sodass wir nur zu zwölft sind.
Ich glaube, es wird eine ziemlich langweilige Woche werden, da fast alle weg sind, wir kaum Training haben, aber dafür umso mehr Energie, die wir aber nicht verschwenden wollen, da wir sie für die NCAA brauchen. Also läuft alles eigentlich darauf hinaus, dass wir zwölf Jungs mehr oder weniger gemeinsam irgendwo herumsitzen, bei 30 Grad Celsius, Videospiele spielen, Filme gucken oder einfach Musik hören und chillen. Höhepunkt des Tages ist, wenn wir für eine Stunde ins Wasser hüpfen und ein bisschen arbeiten, wobei jeder die Taperphase genießt und viel Spaß dabei hat.
Viele Grüße aus den USA
Sonntag, 6. März 2011
Pac10 Champion!
Wie schon angekündigt, fanden diese Woche die Pac10 Meisterschaft in Long Beach (40 Minuten mit dem Auto vom Campus) statt. Die Wettkampf Reise begann am Dienstag mit einem sehr schönem Abendessen im Long Beach Yacht Club mit allen Schwimmern, ein paar ehemaligen und dem Long Beach Trojan Club (ein Klub der die USC Schwimmer unterstützt). Es war ein gemütlicher Abend und wir wurden vor dem Wettkampf von ehemaligen Schwimmern an den großartigen Sieg bei der NCAA Meisterschaft, die im selben Becken stattgefunden hat, erinnert.
Am Mittwochabend startete der Wettkampf mit zwei Staffeln. Ich wurde als letzter Mann in der 4x200 Yards Kraul Staffel eingesetzt. Ich konnte mit einer überraschend guten Zeit in 1:33,70 (mit fliegendem Wechsel) als zweiter hinter Stanford anschlagen. Damit hatte ich meine Zeit schon um 1,3 Sekunden im Vergleich zu den Nationals im November verbessert.
Am nächsten Tag standen für mich 200 Lagen auf dem Programm. In 1:47,33 bin ich zwar einen neue Bestzeit geschwommen aber es hat leider nur für das B-Finale gereicht. Am Nachmittag im Finale konnte ich noch eine weitere Sekunde herauskitzeln und schlug als zweiter in 1:46,30 Sekunden an. Ich bin froh, dass ich mich jetzt auch in Lagen auf dem richtigem Weg befinde, aber ich bin noch längst nicht zufrieden mit dieser Zeit, denn ich weiß, dass ich viel schneller schwimmen kann.
Für Freitag war ich in 200 Kraul und direkt danach 100 Brust gemeldet. Die 100 Brust waren aber nur außer Wertung, weil jeder Schwimmer nur drei Mal im Einzelnen schwimmen darf und ich meine Kapazität schon ausgeschöpft hatte. Die 200 Kraul gingen recht schnell und einigermaßen schmerzlos über die Bühne. In 1:34,44 konnte ich meine bisherige Bestzeit um 1,1 Sekunden unterbieten und als zweit schnellster in das A-Finale einziehen. Da ich kurz nach dem Rennen dann doch gemerkt habe, dass es nicht Spurlos an mir vorbei gegangen ist habe ich im Hinblick auf das Finale die 100 Brust abmelden lassen. Somit konnte ich ein bisschen Kraft für den Nachmittag sparen.
Nachmittags habe ich das A-Finale in einem Start-Ziel-Sieg für mich entscheiden können. Aufgrund kleiner Verbesserungen an der Technik konnte ich noch einmal 4/10 Sekunden schneller sein und schwamm in 1:34,04 zu meinem ersten Pac10 Titel. Zum Schluss wurde es dann doch noch mal ziemlich knapp, denn der zweit platzierte war nur 18/100 Sekunden langsamer als ich. Somit war ich der einzige Freshman der Veranstaltung, der im Einzelnen gewonnen hat.
Der letzte Tag hat mir persönlich am meisten Spaß gemacht. Ich hatte ich die 100 Kraul auf dem Programm und konnte in 43,96 Sekunden zu einer kleinen Bestzeit und in das B-Finale schwimmen. Am Abend steigerte ich meine Zeit auf 43,73 und war damit auch einigermaßen klaglos. Ich gebe mich zwar nicht mit diesem Ergebnis zufrieden, aber ich denke es ist okay auf dem Weg zu den NCAA’s. Soweit so gut, aber der Wettkampf war noch nicht fertig, denn als letztes wurde die 4x100 Kraul Staffel geschwommen. Als zweiter konnte ich eine 43,0 schwimmen und war glücklich, dass der Wettkampf endlich vorbei war. Die Staffel belegte den dritten Platz womit auch meine Sammlung mit einmal Gold, Silber und Bronze komplett war.
Mein Fazit: Es hat mir persönlich wirklich großen Spaß gemacht, denn die Stimmung war aufgrund der ganzen Fans, die mit ihren Teams mitgereist waren, einfach super und hat zu manch guten Leistungen mit beigetragen. Außerdem hatte ich einen sehr guten Wettkampf, indem ich alle meine Zeiten von den Nationals verbessern konnte und die mich auf meinem Weg zu den NCAA Meisterschaften in 2,5 Wochen recht gut aussehen lassen. Des Weiteren konnten wir unseren Erzrivalen Arizona besiegen und holten uns verdient den dritten Platz. Mir ist auch noch aufgefallen, dass ich im Vorlauf immer eine gute Zeit hinlegen konnte und diese dann im Finale noch ein bisschen übertrumpfen konnte.
Wie es jetzt weiter geht? Die Leute, die es zu den NCAA’s geschafft haben, fangen jetzt an zu tapern. Diejenigen die Pac10’s als Höhepunkt hatten bekommen jetzt eine Woche frei und werden sich danach wieder an die Arbeit machen.
Ich persönlich werde die Taperphase nutzen um in der Uni wieder bisschen auf zuholen und/oder mir sogar einen kleinen Vorsprung zu verschaffen, da ich bald wieder eine ganze Woche fehlen werde. Aber selbstverständlich werde ich mich auch viel ausruhen, denn letzte Woche war ein kleiner Vorgeschmack auf die NCAA’s und das war schon ziemlich anstrengend.
200 Kraul (Vorlauf): 1:34,44
200 Kraul (Finale): 1:34,04
200 Lagen (Vorlauf): 1:47,33
200 Lagen (Finale): 1:46,30
100 Kraul (Staffel): 43,00
100 Kraul (Vorlauf): 43,96
100 Kraul (Finale): 43,73